Unterschreiben
News

Erste Ergebnisse: Vogelzählungen im Bereich Wollenberg

Erste Ergebnisse: Vogelzählungen im Bereich Wollenberg

Seit 2015 führt die BI Vogelzählungen im Bereich Wollenberg durch. Diese basieren auf regelmäßigen Begehungen von Warzenbach aus sowie auf Befahrungen mit dem Rad aus Richtung Nordost (Wetter-Kernstadt). Bei einer etwa gleichbleibenden Anzahl von Beobachtungsstunden lassen sich bezogen auf das Beobachtungsgebiet statistische Aussagen gewinnen, von denen wir hier erste vorab vorstellen.

Aus den „Warzenbacher“ Zahlen beispielsweise seien die Vogelarten Star, Mäusebussard und Rotmilan herausgegriffen. Während die Rotmilan-Sichtungen über drei Jahre hinweg relativ konstant blieben, nahmen jene für den Mäusebussard stark und jene für den Star dramatisch ab.

                   Star              Mäusebussard              Rotmilan

2015:        1.844                     211                                136

2016:           863                     128                                157

2017:           431                     103                                156

Der Star – eigentlich bekannt als Allerweltsart – gilt seit kurzem tatsächlich als bedroht. Ohne auf der Vorwarnliste zu stehen, wurde er in der aktuellen deutschlandweiten Roten Liste direkt von „ungefährdet“ (RL 2007) auf „gefährdet“ (RL 2015) hochgestuft. Als ursächlich für den Bestandsrückgang gelten fehlende Lebensräume mit Brutmöglichkeiten und Nahrung infolge industrieller Landwirtschaft. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben die Art daher zum „Vogel des Jahres 2018“ gewählt.

Doch wird der Star ebenso durch Windkraft bedroht. Das geht aus der sogenannten Progress-Studie aus dem Jahr 2016 hervor, anhand derer die Schlagopferzahlen von insgesamt 47 Windparks in Norddeutschland beziffert wurden. Demnach entfielen 71 Prozent der Kollisionsopfer auf nur fünf Arten: Neben Feldlerche, Stockente, Möwe und Ringeltaube zählte dazu der Star.

Ein negativer Effekt auf Populationsniveau besteht laut Progress-Studie darüber hinaus beim Mäusebussard. Dies sei, so halten die Autoren der Untersuchung des Weiteren fest, insofern überraschend, da der Mäusebussard als häufigste Greifvogelart Deutschlands bisher nicht im Fokus der Diskussion über die Windenergienutzung stand. Neben dem Rotmilan wird der Mäusebussard von den Forschern daher zu den Arten gezählt, für die durch den derzeitigen Ausbaustand bereits Kollisionsraten auftreten, die zu einem Bestandsrückgang führen können.

Doch dürften neben industrieller Landwirtschaft und Windenergienutzung – sowie nicht auszuschließenden natürlichen Schwankungen im Bestand, die nur über längere Zeitreihen beobachtet werden können – weitere, insbesondere konkrete Vor-Ort-Faktoren für eine verringerte Anzahl von Sichtungen verantwortlich sein. Das zeigen zumindest die „Wetteraner“ Daten im Falle der Großvogelarten. In ihnen bestätigt sich zwar ein Rückgang der Mäusebussard-Sichtungen um 50 Prozent im Dreijahreszeitraum, nicht aber die Zahlen eines nahezu konstanten Rotmilan-Bestands, wie die nachfolgende Abbildung zeigt.

Vielmehr gingen dessen Sichtung in der Befahrung aus nordöstlicher Richtung um mehr als zwei Drittel zurück. Der Grund dafür dürfte – neben dem Aspekt, dass Warzenbach ohnehin eine sehr viel höhere Rotmilan-Dichte aufweist als jene im Waldrandbereich in Richtung Wetter-Kernstadt (Nordosten) – aus einem doppelten Bedingungsgefüge bestehen: Zum einen dem Bau der B252 neu; entlang des Trassenneubaus erfolgten in 2017 keine Sichtungen. Zum anderen durch industrielle Holzwirtschaft; überall wo intensiver Holzeinschlag erfolgt, werden besetzte Horste aufgegeben und in den Folgejahren auch nicht mehr angenommen.

PS:
Wir planen, die Zahlen zusammen mit genaueren Auswertungen im Sommer 2018 zu veröffentlichen. Für die „Wetteraner“ Daten zum Rotmilan im abgebildeten Chart sei mitgeteilt, dass die Datenangaben auf der Ordinate zeitbezogenen korreliert wurden. Ein Wert von 1,00 beispielsweise bedeutet, dass die Sichtung eines Rotmilans im Durchschnitt während einer Befahrung von 1 h erfolgte. Ein Wert von 0,20 hingegen indiziert, dass die Sichtung 1 Rotmilans statistisch hochgerechnet während einer Befahrung von 5 h erfolgte. Die zeitbezogene Korrelation wurde gewählt, um die Daten monatlich und bei unterschiedlicher Befahrungsintensität vergleichbar zu machen,

Bild oben:
Stare auf einem Vogelhäuschen bei Caldern. Quelle: bi-wollenberg.org, CC BY-SA 3.0