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Windkraft-Bonanza am Hilsberg

Windkraft-Bonanza am Hilsberg

Welche Folgen die Windkraft-Bonanza zeitigt, ist derzeit am Hilsberg zu besichtigen. Die dortigen Pläne zur Errichtung eines Windparks durch die Gemeinde Bad Endbach wurden am 28.01.2014 durch den Verwaltungsgerichtshof (VGH) Kassel in Form der Bestätigung eines vorläufigen Baurechts gestärkt. Nur wenige Minuten, nachdem der – in der Sache nicht endgültige – Gerichtsbeschluss am Folgetag vor Ort bekannt wurde, fielen bereits die ersten 150 Jahre alten Buchen den Motorsägen und Harvestern zum Opfer.

Die BI Holzhausen hat auf ihrer Webseite nun eine Bilddokumentation zusammengestellt. Dieser sind das obenstehende sowie die nachfolgenden Bilder entnommen. Wie bereits am Beispiel des saarländischen Leißbergs gezeigt, bezeugt die Dokumentation erneut, mit welchen massiven Eingriffen Zuwegungs- und Standortbau für Windkraftanlagen im Wald einhergehen.

Hilsberg – Zuwegung zum WKA-Standort 6

Quelle: bi-holzhausen.de (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Urhebers)

Pikantes Detail am Rande: Die Gemeinde Bad Endbach war anscheinend bereits im Vorfeld über den Gerichtsentscheid informiert. Wie die BI Holzhausen berichtet, befuhr am Tage vor dem 28.01.2014 „ein Schneepflug die Höhenwege des Hilsberg und räumte den frisch gefallen Schnee. Bis dahin“, so die BI weiter, „hatte der Hilsberg noch nie einen Schneepflug gesehen.“

Ebenso pikant ist auch, dass sich der Beschluss des VGH nicht auf das Verfahren in der Hauptsache bezog. In dieser wird erst später beschieden. Die zahlreichen natur- und artenschutzrechtlichen Einwände des im Falle des Hilsbergs klagenden Vogelschutzvereins Holzhausen wurden demnach nicht abschließend bewertet. Trotzdem begann die Gemeinde sogleich mit den Rodungsarbeiten.

Die Hoffnung auf eine goldene Windkraft-Bonanza und das Glücksversprechen auf das Einstreichen von hohen Einspeisevergütungen waren ihr wichtiger als die nüchterne Bewertung des Investitionsrisikos. Führt das Hauptsacheverfahren im Ergebnis später dazu, dass die Gemeinde unterliegt und der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden muss, ist nicht nur ein enormer Betrag an öffentlichen Geldern verschleudert, sondern auch die Natur vor Ort langfristig zerstört.

Hilsberg – Zuwegung zum WKA-Standort 5 vorher/nachher [Orientierungspunkt: Hochsitz]

Quelle: bi-holzhausen.de (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Urhebers)

Pikant und in der Sache bezeichnend ist ebenfalls, dass Bad Endbachs Bürgermeister Markus Schäfer jetzt gegen alle Widersacher öffentlich nachtritt. In einem gestern in der Oberhessischen Presse erschienenen Interview wird er mit den Worten wiedergegeben: Den Gegnern „ging es schlicht ums Geld. Man war beleidigt, dass man nicht von Anfang an gesagt hat, ihr bekommt soundsoviel Prozent vom Windpark ab, sondern das war in der Schwebe. Dann hat man gesagt: Wir werden euch mal zeigen[,] wo der Hammer hängt[,] und euch das Projekt kaputtmachen.“

Mit anderen Worten: Arten- und naturschutzrechtliche Einwände gegen das Vorhaben bestehen nicht. Der Bürgermeister unterstellt der BI Holzhausen jene allein finanziellen Motive, die sein Handeln selbst bestimmen. Ob er allerdings auch zum „Bonanzaprinzen“ wird, einem durch Glück reich gewordenen Windmühlenbesitzer, steht noch in den Sternen.

„Die Gewinne schwanken sehr stark mit dem Wind. 10% mehr oder weniger Wind entscheiden“, wie die rheinland-pfälzische Ortsgemeinde Weisenheim am Berg kürzlich in einem Leitfaden „Kommunale Windparks“ festgehalten hat, ob mit einem Windpark im Gemeindewald „Gewinne oder Verluste gemacht werden.“ Und in der Seemannssprache schließlich steht der Begriff Bonanza für nichts Geringeres als Flaute oder „Windstille“.