Unterschreiben
News

Künftige Naturzschutz-Kernflächen im Wollenberg [Update]

Künftige Naturzschutz-Kernflächen im Wollenberg [Update]

Die Hessische Landesregierung will im Rahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (Biodiversitätsstrategie) den Anteil ungenutzter Wälder auf fünf Prozent der gesamten hessischen Waldfläche steigern. Der hessische Staatswald soll dabei eine Vorbildfunktion einnehmen und acht Prozent seiner Flächen aus der wirtschaftlichen Nutzung nehmen. Um das Acht-Prozent-Ziel zu erreichen, müssen landesweit zusätzlich 5.800 ha einem forstlichen Nutzungsverzicht unterworfen werden.

Hessen-Forst hat nun ein Erweiterungskonzept für den Forstamtsbereich Burgwald, dem auch der Wollenberg zugehörig ist, entwickelt. Demnach sollen die Naturzschutz-Kernflächen im Bereich Wollenberg von bislang 4,5 ha auf 84,5 ha erweitert werden. Die Herausnahme von zusätzlichen 80 ha aus der forstlichen Nutzung (Rotflächen) ist an sich begrüßenswert. Werden die Zahlen allerdings in Beziehung zum örtlichen FFH-Gebiet gesetzt, relativiert sich ihr Aussagewert.

Der FFH-Bereich Wollenberg umfasst eine Fläche von 1.270 ha, sodass die künftigen Kernflächen von 84,5 ha einen Anteil von gerade einmal 6,7 % an der Gesamtfläche bedeuten. Zudem wurde der den FFH-Status mitbegründende Anhang I-Lebensraumtyp Hainsimsen-Buchenwald nur spärlich berücksichtigt. Dessen Flächen sind im Bereich Wollenberg in etwa viermal so groß wie die Gesamtheit der künftigen Kernflächen, gingen selbst aber nur zu einem Bruchteil in die Erweiterungskonzeption ein. Wie ein Vergleich mit der FFH-Kartierung zeigt, dürfte künftig lediglich etwa die Hälfte der Kernflächen von 84,5 ha aus Hainsimsen-Buchenwald bestehen.

Ebenfalls in diesem Kontext sollte ein weiterer Sachverhalt Erwähnung finden: Im Herbst letzten Jahres hat Hessen-Forst in weiten Teilen der künftigen Naturzschutz-Kernflächen massiv Starkholzeinschlag betrieben. Bevor also die Flächen aus der forstlichen Nutzung genommen werden, wurde noch einmal kräftig geerntet. Allem Anschein nach folgt Hessen-Forst derselben Maxime, wie sie bereits im Kellerwald erkennbar war. Kurze Zeit bevor dieser zum Nationalpark erklärt wurde, hatte der Landesbetrieb dort zunächst noch einmal großflächig und ertragsmaximierend Holz eingeschlagen.

Update:

Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung für den Neubau der B 252/62 (Ortsumfahrungen Münchhausen – Wetter – Lahntal) wurden für die beiden im Bereich Wollenberg nachgewiesenen Kolonien „Schwedenschanze“ und „Teichtannen“ der Bechsteinfledermaus Beschränkungen der Waldnutzung (Nutzungsverzicht) empfohlen. Auch diese Areale finden sich in dem von Hessen-Forst vorgeschlagenen Naturschutz-Kernflächen nicht berücksichtigt. Es bleibt zu hoffen, dass dies in den für das FFH-Gebiet vorzulegenden, bislang nicht fertiggestellten Managementplänen nachgeholt wird.

 

 

Karte oben:
Nachbildung des Erweiterungskonzepts von Hessen-Forst im Bereich Wollenberg.
© OpenStreetMap-Mitwirkende (CC BY-SA 2.0),
Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL.