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BI veröffentlicht naturschutzfachliche Stellungnahme

BI veröffentlicht naturschutzfachliche Stellungnahme

50 der namhaftesten Fledermausexperten in Deutschland sehen die dringende Notwendigkeit, die Belange des Fledermausschutzes beim Ausbau der Windkraft – insbesondere über Wald – mehr zu beachten. Nach Einschätzung des Expertenkreises werden Fledermausbestände bei der Planung und dem Betrieb von WKA generell nicht nur nicht ausreichend untersucht und berücksichtigt. Sondern die Experten sind sich auch darüber einig, dass selbst artenschonende Betriebsalgorithmen Fledermausschläge nicht gänzlich verhindern können.

Für Nordamerika – eine vergleichbare Studie für Deutschland steht noch aus – konnte exemplarisch gezeigt werden, dass pauschale – anhand von klimatischen Bedingungen festgelegte – Abschaltalgorithmen allenfalls eine Reduktion der Schlagopferzahlen um 44–93 % erzielen. Bezogen auf die im vorliegenden FFH-Gebiet bestehenden Populationsgrößen der streng geschützten Anhang II-Arten – die Grunddatenerhebung weist für die Mopsfledermaus auf Basis von Ausflugszählungen am Wochenstubenquartier in Elmshausen ca. 46 adulte Weibchen (2004) und für die Bechsteinfledermaus im Bereich Wollenberg 32 Weibchen (2003/04) aus – wären solche Reduktionen geradezu bestandsvernichtend.

Doch selbst anlagenspezifische Betriebsalgorithmen, die – um dem Tötungsverbot Rechnung zu tragen – für jeden Standort individuell ermittelt würden, bieten keinen positiven Ausblick. Zum einen würde nach dem Motto verfahren: Erst zerstören, dann messen. Zum anderen könnten standortspezifische Betriebsalgorithmen auch zu einer dauerhaften nächtlichen Komplettabschaltung von Anfang April bis Ende Oktober führen, mit dann ungeahnten Folgen für die ohnehin fragile Rentabilität des von den Stadtwerken Marburg geplanten Vorhabens.

Und schließlich, darauf macht der genannte Expertenkreis aufmerksam, besteht auch für anlagenspezifische Betriebsalgorithmen kein Nachweis der tatsächlichen Wirksamkeit. Standorte mit besonderer Bedeutung für die Fledermausfauna – wie im Wollenberg explizit gegeben – sind aus diesen Gründen, so der Expertenkreis, „grundsätzlich frei“ von WKA zu halten. Die BI „Rettet den Wollenberg“ weist auf diese Zusammenhänge im Rahmen einer eingehenden naturschutzfachlichen Stellungnahme in Antwort auf den BUND Kreisverband Marburg-Biedenkopf hin.

Dieser hat sich kürzlich für die Errichtung eines Windparks im Wollenberg ausgesprochen und damit die Position des BUND auf Bundesebene, keine Windkraftanlagen in Natura 2000-Gebieten – dem Terminus technicus für die nach der FFH-Richtlinie ausgewiesenen Schutzgebiete – zu errichten, verlassen. Die vollständige Stellungnahme der BI findet sich hier (pdf).

Bild oben:
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii). Quelle: Gilles San Martin, CC BY-SA 2.0