Görzhäuser Hof – Windkraftplanungen vorerst gescheitert [Update]
Der in Münchhausen-Wollmar ansässige Windkraftprojektierer Krug Energie hat vor zwei Tagen bekanntgegeben, die Planungen für das Windvorranggebiet „Görzhäuser Hof“ (VRG 3128) bis auf weiteres nicht mehr zu verfolgen. Grund dafür seien veränderte ökonomische Rahmenbedingungen sowie eine abnehmende Akzeptanz für das Projekt in der Bevölkerung vor Ort.
Ersteres sei neuen Ausschreibungsbedingungen geschuldet: Um eine finanzielle Förderung für Windkraftanlagen (WKA) zu erhalten, müssen Projektentwickler neuerdings erfolgreich an Ausschreibungen der Bundesnetzagentur teilnehmen, in deren Ergebnis deutliche Absenkungen in der gewährten Einspeisevergütung zu erwarten ständen. Letzteres sei eine Folge von anhaltenden, in den vorangegangenen Planungsphasen nicht absehbaren Protesten aus der lokalen Bürgerschaft: Gemeint sind Einwendungen insbesondere von Anwohnern aus dem Marburger Stadtteil Michelbach, dem der Bereich „Görzhäuser Hof“ zugehört, und – so darf hinzugefügt werden – die sich in der Bürgerinitiative Windkraft Görzhausen organisieren.
Krug Energie hatte ursprünglich geplant, im genannten Gebiet vier WKA mit einer Gesamthöhe von 236 m zu errichten. Heikel an den Planungen war auch, dass das VRG 3128 – wir berichteten – unmittelbar an einen räumlich abgetrennten Bestandteil des FFH-Gebiets „Lahnhänge zwischen Biedenkopf und Marburg“ angrenzt und kaum mehr als 1000 m von Winterquartieren der Bechsteinfledermaus in den „Behring“-Stollen bei Marbach entfernt liegt.
Ob die nun eingeleitete Entwicklung das endgültige Aus für den Standort bedeutet, kann heute allerdings nicht mit Klarheit gesagt werden. Offenbar hält die Firma UKA Meißen an den weiteren Planungen für einen Einzelstandort auf dem Areal fest. Demnach soll eine Einzelanlage, über deren genauen Ausmaße bislang nicht Näheres bekannt ist, auf einer von einer Privatperson zur Verfügung gestellten Fläche errichtet werden. Auch kann Krug Energie die im Rahmen der Projektierung erstellten Gutachten und Unterlagen jederzeit an einen Dritten weiterverkaufen, der dann einen neuen Anlauf nehmen könnte.
Nicht nur aus diesem Grund sei daher auf ein jüngst durch das Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie (MIO) für den Bereich „Görzhäuser Hof“ herausgegebenes Ornithologisches Gutachten (pdf) hingewiesen. Es umfasst 122 Seiten und wurde nur einen Tag vor dem verkündeten Rückzieher des Projektentwicklers bei der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Gießen eingereicht. Dieses beruht unter anderem auf einer Horstbaumkartierung, bei der 32 Horste dokumentiert wurden, darunter solche des Rotmilans – einer in einem Abstand von 900 m und drei weitere in Abständen von 2100 m bis 3300 m zu den vormals geplanten Anlagen.
Update, 09.11.2017:
Auch der Windkraftprojektierer UKA Meißen will, wie die Oberhessische Presse heute berichtet, die Planungen zur Errichtung einer oder meherer WKA auf einem Privatgelände im Bereich „Görzhäuser Hof“ nicht weiter verfolgen. Die Zeitung gibt einen Unternehmensprecher mit den Worten wieder: „Aufgrund der naturschutz-fachlichen Grundlage verfolgen wir das Projekt momentan nicht mehr aktiv”.
Bild oben:
Horstbaum im Wollenberg. Quelle: bi-wollenberg.org, CC BY-SA 3.0