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BI legt Jahresbericht zu Fledermausvorkommen im Wollenberg vor

BI legt Jahresbericht zu Fledermausvorkommen im Wollenberg vor

Die Bürgerinitiative „Rettet den Wollenberg“ e.V. hat jetzt ihren Jahresbericht 2016 zu den Fledermausvorkommen im Wollenberg vorgelegt. Unter der technischen Leitung von Fred Van Gestel (Warzenbach) wurden dazu die Rufsequenzen der Arten bei nächtlichen Begehungen akustisch erfasst sowie anschließend analysiert und ausgewertet. Insgesamt wurden in 29 Nachthälften mehr als 7000 Rufsequenzen im Bereich des Wollenbergs aufgezeichnet und in mehreren Hundert Stunden Analysearbeit am Rechner aufbereitet. Die Untersuchungen erfolgten auf Basis von speziellen Ultraschalldetektoren und digitalen Aufnahmegräten, sodass die Tiere an sich in ihrem Lebensraum nicht gestört wurden.

Die detektorakustischen Erfassungen erfolgten im Zeitraum März bis Oktober 2016. Aufgezeichnet wurde sowohl mit einem Ultraschalldetektor als auch zeitgleich mit einem zweiten, automatisierten und teilweise selbstprogrammierten Echtzeitsystem, das zusätzlich Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit sowie aktuelle Position mit jeweiliger GPS-Zeit im Gelände ermittelte. Die Daten der georeferenzierten Ultraschall-Aufnahmen wurden anschließend am Computer mit einer Analyse-Software in Ruf-Spektrogramme und zugehörige Ultraschallbereiche überführt. Die Bestimmung der einzelnen Fledermausarten erfolgte sodann auf Basis dieser Parameter sowie einem Abhören der Aufnahmen durch verlangsamtes Abspielen und einem Vergleich mit Referenzaufnahmen. Schließlich wurden die Ergebnisse einer zentralen Datenbank zugeführt, auf deren Datenbasis Aktivitäts- und Klassifizierungsindices berechnet sowie digital kartiert wurden.

Die Untersuchungsergebnisse belegen die Vielfalt der Fledermausarten im FFH-Gebiet, „Lahnhänge zwischen Biedenkopf und Marburg“, dem der Wollenberg zugehört, erlauben noch allerdings keine Rückschlüsse auf den Erhaltungszustand der Arten und die Qualität der Lebensräume. Generell gilt, dass Fledermäuse durch Eingriffe des Menschen extrem gefährdet sind. Ursächlich dafür sind vorrangig: Insektensterben und Nahrungsschwund durch in der Intensivlandwirdschaft eingesetzte Pflanzenschutzmittel, Wohnungsnot und Habitatzerstörung durch industrielle Forstwirtschaft sowie die Gewinnung erneuerbarer Energien mit alarmierenden Schlagopferzahlen durch Windkraftanlagen. Fledermausforscher warnen daher vor einem starken Rückgang aller Fledermausarten.

Die Untersuchungen sind als Open Science-Projekt angelegt. Das heißt, die Rohdaten der Rufaufnahmen wurden zusammen mit allen Ergebnissen auf der dafür eingerichteten Webseite www.ffh-monitor.org veröffentlicht und sind für die Fachwissenschaft sowohl in der Gesamtheit abrufbar als auch extern und unabhängig überprüfbar. Ziel der BI ist es, durch ein längerfristiges Monitoring eine ausreichende Datenbasis zu erhalten, um ein Bild von der Nutzung der unterschiedlichen Waldhabitate durch die einzelnen Fledermausvorkommen zu gewinnen. Auch sollen die Untersuchungsergebnisse mit anderen Erfassungen zum Zustand von Fauna und Flora im FFH-Gebiet Wollenberg korreliert werden, um Erkenntnisse über die Entwicklung der Habitate und über die Biodiversität insgesamt zu erlangen.

Der Untersuchungsbericht und zwei dazu als Anhänge vorgelegte Rohdatenauswertungen zur Aktivität und Klassifizierung der Arten im Umfang von insgesamt 53 Seiten können hier heruntergeladen werden:

 

Karte oben:
Heatmap nach erfassten Fledermauskontakten im Untersuchungsgebiet (Kartenbasis: © OpenStreetMap-Mitwirkende, CC BY-SA 2.0)