Windpark Wollenberg ist gescheitert!
Die Stadtwerke Marburg haben heute per Pressemitteilung bekanntgegeben, dass der Windpark Wollenberg nicht gebaut wird. In der Mitteilung heißt es:
„Die nunmehr vorliegenden, vertieften Ergebnisse der tierökologischen Untersuchungen schließen jedoch nicht aus, dass es Vorkommen von Mops- und Bechsteinfledermäusen im Bereich des geplanten Windparks gibt. Dieser Sachverhalt hat die Stadtwerke und die beteiligten Kommunen dazu bewogen, die Projektentwicklung des Gemeinschaftswindparks Wollenberg zur Zeit nicht weiter zu betreiben. «Wir halten damit Wort, keine dem Naturschutz zuwiderlaufende Windkraftnutzung an diesem Standort umzusetzen», erklären die Stadtwerke und die Bürgermeister der Gemeinden Lahntal, Wetter und Cölbe. Nach dem jetzigen Stand der wissenschaftlichen Bewertung sei eine Beeinträchtigung der Fledermausbestände durch den Windpark nicht auszuschließen.“
Die Nachuntersuchungen waren nötig geworden, weil Mitglieder der BI „Rettet den Wollenberg“ ein EU-Beschwerdeverfahren gegen die Errichtung eines Windparks in einem FFH-Gebiet zum Schutze von Fledermausarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie angestrengt hatten. Daraufhin hatte die Generaldirektion Umwelt im Dezember letzten Jahres vier Fragen an die deutschen Behörden gerichtet. In Folge musste das kurz vor der Genehmigung stehende Projekt arten- und naturschutzfachlich neu bewertet werden.
Erforderlich wurden Nachuntersuchungen zu den Vorkommen insbesondere von Mops- und Bechsteinfledermaus. Zuvor war in den Antragsunterlagen der Stadtwerke Marburg davon ausgegangen worden, dass ein Verlust durch Rotorschlag in Höhe von 15 Prozent bei den genannten Arten hinnehmbar sei. Insofern löst die Beteuerung der Projektbetreiber, „die Erfordernisse, die sich aus dem Status eines FFH-Gebietes ergeben, wurden von Anfang an in die Planungen einbezogen“, mehr als Erstaunen aus.
Dennoch ist der jetzt vollzogene Schritt zu begrüßen. Damit das Aus ein endgültiges ist, sind die Bürgermeister und Parlamente gefordert, die Bauleitplanung für einen Windpark im Wollenberg jetzt umgehend aufzuheben. Zugleich sollten sie sich dafür einsetzen, dass der Wollenberg als Vorranggebiet für Windenergie im entstehenden Regionalplan vollständig gestrichen wird. Schließlich ist auch das Regierungspräsidium Gießen gefordert, endlich Managementpläne für das Gebiet vorzulegen. Nur so kann es vor Überforstung geschützt und können die Erhaltungsziele auch langfristig gesichert werden.
P.S.: Die Fragen der Europäischen Kommission und die Antworten der deutschen Behörden dokumentieren wir hier.
Bild: Abgestorbener Baum im Wollenberg. Quelle: bi-wollenberg.org, CC BY-SA 3.0
UPDATE:
Die gemeinsame Pressemitteilung von Stadtwerken Marburg und den Bürgermeistern aus Wetter und Lahnteil vom 21.10.2014 findet sich hier.
Die Bürgermeister von Wetter und Lahntal haben zudem unter dem Datum 23.10.2014 ihre – durchaus eingeschränkte – Sicht auf den Vorgang in den amtlichen Bekanntmachungsblättern „Lahntal aktuell“ sowie „Wetteraner Bote“ verkündet. Im Falle von „Lahntal aktuell“ findet sich diese hier (pdf) dokumentiert.