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Sind 200 m hohe WKA im Wald alternativlos?

Nach den energiepolitischen Zielen der Hessischen Landesregierung sollen bis zum Jahr 2050 100 Prozent des landeseigenen Energieverbrauchs (Endenergie ohne Verkehr) aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Der Beitrag der Windenergie dazu – hier wiedergegeben nach den Angaben der vom Hessischen Umweltministerium unterhaltenen Website energieland.hessen.de – wird mit 28 Terrawattstunden pro Jahr (TWh/a) veranschlagt.

Konservativ kalkuliert bedeutet das, dass in Hessen 5.000 Windkraftanlagen (WKA) errichtet werden müssten. Wird zudem die Gesamtfläche des Landes Hessens einbezogen, wäre das Land künftig von Nord nach Süd und West nach Ost alle 6,6 km mit – insgesamt 500 – Windparks à 10 WKA überzogen. Die einfach nachvollziehbaren Berechnungen dazu sind hier dargelegt.

Wird zudem berücksichtigt, dass ein großer Teil der Landesfläche in Form von städtischen und regionalen Agglomerationen, kommunalen Siedlungen sowie Verkehrsinfrastruktur in Anspruch genommen ist und für WKA-Standorte nicht in Frage kommt, wird die Belastung des ländlichen Raums plastisch: Eine Vielzahl von auf engem Raum und vorrangig im Wald errichteten 200 m hohen WKA würde zukünftig zu seinem Markenzeichen. Natur wie Kulturlandschaft würden unabdingbar zerstört. Der ländliche Raum verwandelte sich in eine Industrielandschaft, ohne dass Arbeitsplätze vor Ort geschaffen würden.

Ebenfalls ist bekannt, dass neben den Herstellern von WKA vor allem Baufirmen, Projektentwickler, Service-Unternehmen und Banken von Windparks profitieren. Sie erhalten, ohne ins Risiko gehen zu müssen, – wie hier im Leitfaden „Kommunale Windparks“ der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Weisenheim am Berg exemplarisch vorgerechnet – 97 Prozent der über Kredite und Subventionen vorfinanzierten Erlöse. Die Windpark-Betreiber selbst hingegen spekulieren auf Wind. Hohe und langjährig garantierte Einspeise- und Erzeugervergütungen sind es, die sie die Zerstörung von Lebensräumen und Arten zu toten Kosten verrechnen lassen.

Der Gang der Entwicklung allerdings ist – wie so oft – nicht alternativlos. Insbesondere für Windkraftbefürworter lohnt sich ein Blick auf den technologischen Fortschritt. In Fachkreisen, Technologieblogs oder auch hier auf dem digitalen Wirschaftswoche-Ableger WiWo Green sorgt derzeit die Trichter-Kraftwerktechnologie des US-Unternehmens Sheerwind für Aufsehen. Käme sie zum Einsatz, wären nicht nur herkömmliche WKA ökonomisch obsolet, sondern auch Windenergiestandorte im Wald überflüssig.

Demonstrationsanlage in Chaska (Minnesota)


Die Vorteile der Trichter-Technologie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Sie kommt ohne einen außenstehenden Rotor aus, benötigt sehr viel geringere Wind-Ausgangsgeschwindigkeiten und ist zu einem Bruchteil der Kosten herkömmlicher WKA zu installieren. Zu eigen macht sie sich den so genannten Venturi-Effekt. Demnach erhöht sich die Geschwindigkeit von Luft drastisch, wenn diese durch einen sich verjüngenden Hohlzylinder geführt wird. Ein Effekt, der aus der Einspritzdüsentechnik in entsprechenden KFZ-Motoren bekannt ist. Entsprechend wird die Luft vom oberen Zulauf bis zum inliegenden Rotor am Boden der Anlage um etwa das Vierfache becshleunigt.

Nach Angaben des Herstellers ist eine Anlage mit einer Gesamthöhe von 28 m in der Lage, eine elektrische Leistung von 1,8 MW zu erzeugen. Zum Vergleich: Eine herkömmliche WKA müsste dazu eine Gesamthöhe von 132,5 m aufweisen. Zugleich fallen periodischer Schattenwurf ebenso wie die Ausbreitung von tieffrequentem Schall (Infraschall) – letzteres durch entsprechende Dämmungsmaßnahmen – weg. Auch Fledermäuse und Vögel werden nicht geschädigt, da am Einlauf keine Sogwirkung entsteht und dieser am Fuß mit einem Netz abgesichert werden kann.

In den USA beispielsweise steht die Technologie vor der Markteinführung. In Deutschland machte sie 200 m hohe WKA im Wald und generell überflüssig. Voraussetzung wäre eine rational erfolgende Energiewende – keine Windkraft-Bonanza.