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Windkraft ohne Rotoren

Windkraft ohne Rotoren

Das spanische Technologie-Start-up Vortex Bladeless bringt Windkraftanlagen (WKA) ohne Rotoren auf den Markt. Die neu entwickelte Technik basiert auf dem strömungsmechanischen Prinzip der Vortizität (Wirbelstärke). Dazu bestehen die Anlagen jeweils aus einem feststehenden Fuß aus Carbonfaser sowie einer darauf aufsetzenden vibrationsfähigen konischen Säule. Die durch die Wirbelstärke entstehenden Luftwirbel versetzen die Säule in Schwingungen. Mit Hilfe eines inliegenden Magnets, der die Bewegungen weiter verstärkt, wird die entstehende kinetische Energie der schwingenden Säule über einen Generator in Strom umgewandelt.

Das Start-up wirbt auf seiner Webseite mit enormen Kostenreduktionen in Herstellung, Unterhaltung und Betrieb: Gegenüber herkömmlichen WKA mit Rotoren sollen die Herstellungskosten um bis zu 53 %, die Betriebskosten um bis zu 51 % und die Unterhaltungskosten um bis zu 80 % geringer ausfallen. Eine im Vergleich zu konventionellen Anlagen 30 % niedrigere Energieausbeute kann nach Unternehmensangaben egalisiert werden, indem auf der gleichen Fläche doppelt so viele Säulen aufgestellt werden können, wie es bei Windrädern möglich ist. Ein großer Vorteil ist ebenfalls, dass die Anlagen nahezu geräuschlos Strom erzeugen und an ihnen weder Vögel noch Fledermäuse zu Tode kommen können. Aus letztgenannten Gründen unterstützt auch die Spanische Ornithologische Gesellschaft (Sociedad Española de Ornitología) die Ziele des Unternehmens.

Angeboten werden sollen zunächst Anlagen zur kleinräumigen Energiegewinnung. Ein erster Anlagentyp mit einer Nennleistung von 100 W, 3 m Höhe und weniger als 10 kg Gewicht eignet sich insbesondere in Entwicklungsländern – somit in Regionen, die über keinen Anschluss an ein Stromnetz verfügen. Ein zweiter Anlagentyp mit einer Nennleistung von 4 kW, 13 m Höhe und 100 kg Gewicht eignet sich speziell für Hybridlösungen aus Sonne und Wind. Aufgestellt zwischen den Paneelreihen von Solarfeldern kann bei geringer oder ausfallender Bescheinung der Sonnenmodule die Energiegewinnung durch Wind bei bereits bestehender Infrastruktur kompensiert werden. Mit einem noch in der Entwicklung befindlichen dritten Anlagentyp allerdings kündigt das Unternehmen an, die kleinformatige Energieproduktion verlassen zu wollen. Dieses System soll eine Nennleistung von mehr als 1 MW besitzen, wobei Größe und Gewicht noch nicht mitgeteilt werden. Die beiden erstgenannten Modelle sollen innerhalb eines Jahres auf den Markt kommen, letzteres möglichst im Jahr 2018.

Vortex Bladeless wurde ursprünglich mit Geldern von spanischen Risikokapitalgebern und einem Darlehen der spanischen Regierung gegründet. Inzwischen (April 2014) ist das Unternehmen nach Boston (USA) umgesiedelt. Die nächste Finanzierungsrunde soll über die bekanntermaßen technologie- wie innovationsbegeisterte US-Szene abgewickelt werden. Zudem startet dort ab 1. Juni eine öffentliche Crowdfunding-Kampagne. Das heißt: Auch im Bereich der erneuerbaren Energien bilden die USA gegenwärtig – wie auf diesen Seiten bereits im Falle der Windtrichtertechnologie gezeigt – das Non plus ultra des technischen Fortschritts, während hierzulande durch das kopflose Aufstellen von Tausenden 200 m hoher WKA Natur und Kulturlandschaft zerstört und die Tötung zahlreicher Großvogel- und Fledermausarten billigend in Kauf genommen werden.

 Video Vortex Bladeless